2. Januar 2025

Das Jahr begann grau

Der Himmel war schwer und wolkenverhangen, die Luft feucht und kalt. Es war einer dieser Tage, an denen die Welt wie in Watte gehüllt scheint, ohne dass sie wärmer wird. Es war der erste Tag des Jahres 2025.




Die Felder waren karg, die Sonnenblumen abgestorben, niemand hatte sie geerntet. Am Horizont zog ein Regionalzug vorbei, ein roter, flüchtiger Kontrast in der grauen Welt. Ich folgte dem Pfad am See führte, vorbei an Schilf, das sich im Wind bog.




Die Straße war gesäumt von knorrigen, alten Bäumen, deren Äste sich in den Himmel reckten. Das Jahr war zu Ende gegangen, ohne viel Gutes zu hinterlassen. Die Stille war drückend, wie ein Schatten, der über allem lag.




Ein Haus stand am Feldrand, einsam und unaufgeregt. In einem Fenster brannte Licht. Die roten Ziegel und die Weiden drumherum wirkten freundlich, aber verhalten. Es war, als hätte der See das Dorf in einen tiefen Winterschlaf gezogen. Der Blick über die weiten Felder hin zum Horizont ließ mich an die vielen leeren Versprechen denken, die die letzten Jahre geprägt hatten.



Am Ufer bog sich das Schilf im Wind. Bewegung und Stillstand. Ich setzte mich auf eine Bank am Ufer. Von hier aus war die Welt groß und still, die graue Wolkendecke über mir endlos. Ich dachte an Zeile von Hans-Eckart Wenzel: "Alles, was jetzt noch kommt, wird schlimmer sein, als was war."


Die Straße durchs Dorf war leer. Kein Mensch, keine Stimme. Nur das Krächzen eines Raben irgendwo in der Ferne. Ich ging zur Bushaltestelle.

29. Dezember 2024

Im Nebel

Nebel hing über dem Luch. Der Weg war feucht, die Luft kalt. Die Kälte kroch in die Stiefel. Alles war still. Kein Wind, keine Vögel, nur ein einzelner Graureiher flog mit ausladenden Flügelschlägen über die Weide.




Unter einer Eiche stand eine Bank. Ich spürte die Kälte des nassen Holzes und setzte mich nicht. Der Nebel drückte schwer, und ich ging weiter.

In the Fog

Fog hung over the lowland. The path was damp, the air cold. The chill crept into my boots. Everything was still. No wind, no birds—only a lone grey heron, its wide wings beating slowly over the meadow.


 
A bench stood beneath an oak tree. I felt the cold of the wet wood but didn’t sit. The fog pressed heavily, and I walked on.

25. Dezember 2024

Lost and bombed at Hodeidah. Eine Weihnachtsgeschichte für die Verlassenen

[Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, ist aber weder ein Tatsachenbericht noch eine genaue Aufzeichnung. Sie ist ein Versuch, das Unerzählte in Worte zu fassen. Sie ist die erste in einer Reihe von Geschichten, die ich vorläufig "Schattengeschichten aus dem Vergessen" nennen will.]

Wir waren acht Männer auf einem Schiff, das niemand mehr wollte. Die Captain Tarek lag im Hafen von Hodeidah, unbeweglich wie ein rostiger Sarg. Der Krieg war überall. Man hörte ihn in der Ferne, manchmal sah man ihn. Explosionen, Rauch, Funken am Horizont. Wir hörten nicht mehr hin.


Der Kapitän war längst verschwunden. Kein Diesel, keine Vorräte. Wir teilten uns Reis, der nach Salz schmeckte, und Wasser, das nach Öl roch. Der Koch machte das Beste daraus, aber viel war das nicht. Niemand sprach vom nächsten Tag. Es gab keinen Plan, nur warten.

24. Dezember 2024

Lost and bombed at Hodeidah. A Christmas tale for the abandoned

[This story is based on true events, but it is not a factual account nor an exact record. It is an attempt to put into words the unreported. It's the first in a series of stories I will call Shadow Stories from the Forgotten, for now.]


We were eight men on a ship no one wanted.

The Captain Tarek sat in the port of Hodeidah, motionless like a rusty coffin. The war was everywhere. You could hear it in the distance, sometimes see it. Explosions, smoke, sparks on the horizon. We stopped listening.

someone at X


The captain had been gone for months. No diesel, no supplies. We shared rice that tasted of salt and water that smelled of oil. The cook did his best, but it wasn’t much. No one spoke of tomorrow. There was no plan, just waiting.

13. Oktober 2024

Die Rose


Wir kamen nach Heidenheim, müde und durstig. Es war der 19. Mai, und wir waren achtzehn Kilometer durch feuchtkaltes Wetter marschiert, ohne ein Gasthaus zu sehen. Die Dörfer waren still. Die Türen waren verschlossen, die Fenster mit Brettern vernagelt, die Schilder alt und verblasst. Es war, als hätte der Wind alles mit sich genommen, außer der Straße unter unseren Füßen.

The Rose

 


We came to Heidenheim, tired and thirsty. It was the 19th of May, and we had marched eighteen kilometers through damp, cold weather without passing a single inn. The villages were silent. Doors were locked, windows boarded up, signs faded and worn. It was as if the wind had carried everything away, except for the road under our feet.