Es ist ein Weilchen her, dass ich gespannt auf eine Ausgabe des Spiegel gewartet habe, aber nach der Ankündigung einer Reportage von Alexander Osang über Frauke Petry in der letzten Woche war ich neugierig.
Osang ist mir schon in den 90ern als genauer Beobachter und erstklassiger Erzähler aufgefallen, und er hat eine gewisse Skepsis den eigenen Vorurteilen gegenüber. Ich würde sagen, er hat davon – Skepsis, nicht
Vorurteile – mehr als die meisten Journalisten, jedenfalls in dieser Republik. Wahrscheinlich ist es nicht ganz einfach, sich das zu erhalten, wenn's einen dauerhaft in die upper middle class verschlagen hat. Lauter aufgeklärte, fortschrittlich denkende Leute, die »bewusst leben«, überdimensionierte, aber schadstoffarme Autos fahren und das eigene Weltbild nicht für Ideologie, sondern die größte Selbstverständlichkeit des Universums halten.